weitere Zustiftungen

Aktuell umfasst die Stiftung für Konkrete Kunst und Design 20 Künstlernachlässe unterschiedlichster Größe. Darüber hinaus sind auch kleinere Schenkungen in den Sammlungsbestand der Stiftung eingegangen. Eine wechselnde Auswahl stellen wir hier kurz vor. 

Robert

Rotar

Lineare weiße Spirale auf schwarzem Grund als Doppelspirale, 1969, 100 x 100 cm, Siebdruck auf Resopalplatte, VG Bild-Kunst, Bonn 2016

Die Spirale war zeitlebens Robert Rotars (* 1926 in Berlin, † 1999 in Düsseldorf) künstlerisches Thema. Damit widmete sich der Maler, Objektkünstler und Fotograf ganz einem Motiv, das er selbst mit dem Kosmos, dem Leben und dem Wirken gleichsetzte. Er erkannte darin etwas Elementares und Uranfängliches, etwas Ungegenständliches, das sich in sein Arbeits- und Denkmodell einreihte und es zugleich bestimmte. Anfangs, um 1950, entwickelte Rotar seine Spiralwerke noch mit einem umfunktionierten Braun-Plattenspieler, bis er infolge von zahlreichen Experimenten 1963/64 seine eigens konstruierte „Malmaschine“ patentieren ließ: eine rotierende Scheibe mit steuerbaren Motoren. Mit ihrer Hilfe entstanden auf Hunderten Leinwänden und Blättern Spiralen. Nicht zerstört wurden nur solche, die Rotars künstlerischem Anspruch genügten. Die Spirale war für ihn Sinnbild und Resultat eines dynamischen Ereignisses. Sie wurde durch eine rasche, kontinuierliche Bewegung hervorgerufen, die im Idealfall nicht unterbrochen werden sollte. Raum, Zeit und Bewegung standen in einem ursächlichen Zusammenhang und bestimmten das Ergebnis. Doch was durch die Zuhilfenahme einer maschinellen Konstruktion einen rein mechanischen Prozess evozieren mag und tatsächlich in äußerst formstrenge Bildresultate mündete, führte auch zu spontanen und eben nicht vollständig geometrisch exakten Elementen. Jede Spirale Rotars ist einmalig und unwiederholbar, da sie nicht allein durch eine Maschine geformt wurde. Diese diente nur als Vehikel. Die Spiralen entstanden unter rasanter Rotationsbewegung letztendlich durch die Hand des Künstlers. 

Dank einer Schenkung ist Robert Rotar seit 2013 mit mehreren Arbeiten in der Stiftung für Konkrete Kunst und Design Ingolstadt vertreten.

Klaus J.

Schoen

Präsenz (Schwerefeld), 1979, 120 x 110 cm, Öl auf Leinwand, Foto: Hans-Martin Asch, Berlin

Das Œu­v­re von Klaus J. Schoen (* 1931 in Königsberg) befasst sich mit den Möglichkeiten der geometrischen Abstraktion und basiert auf einem konsequenten Reduktionsprozess. In seiner Weise, Abstraktion und Konkretion in der Malerei zu begreifen, lehnt er sich an Künstler wie Piet Mondrian und Richard Paul Lohse an. Farben und Formen sind bei Schoen ganz auf Flächen und Streifen reduziert und in verschiedenen Variationen zusammengebracht. Was sich in seinen mehrfarbigen Werken ankündigt, erhält in den Arbeiten Vertikal Progressiv und Präsenz (Schwerefeld) eine noch deutlichere Konsequenz: Die Farbpalette ist hier auf Schwarz und Weiß beschränkt und die Leinwand wird allein über diesen Kontrast in unterschiedlich schmale horizontale Streifen gegliedert. Derart entstehen Muster, die den Betrachter an Intervalle denken lassen und unterschiedlich auf ihn wirken; je nachdem, in welcher Breite das Schwarz respektive das Weiß zum Einsatz kommt. Beide Werke zeigen gerade in ihrer Kombination auf, dass allein auf der Grundlage solch reduzierter und einfacher Grundkomponenten vielgestaltige und facettenreiche Malereien entstehen können. 

Dank einer Schenkung ist Klaus J. Schoen seit 2015 mit zwei Arbeiten in der Stiftung für Konkrete Kunst und Design Ingolstadt vertreten.

Susan

York

Untitled (Cube), 11,5 x 11,5 x 11,5 cm, Grafit, Foto: Helmut Bauer, Ingolstadt

Auf dem Boden stehend oder von der Decke hängend – die eleganten schlanken Pfeiler von Susan York (* 1951 in Newport, RI/USA) geben nur den Anschein der Leichtigkeit: Das Schaffen der Künstlerin konzentriert sich vorwiegend auf das Material Graphit, das Licht gleichsam reflektiert wie absorbiert. Der Graphitstaub wird in Keramikformen gepresst und gebrannt sowie anschließend in einem aufwendigen Prozess in Form geschnitten und poliert. Die Faszination liegt in den unterschiedlichen Tonwerten der glänzenden Oberflächen – von Silbergrau bis Dunkelschwarz –, deren Ursprung die Künstlerin in der verschiedenen physikalischen Dichte der Form vermutet. Yorks Schaffen steht nur scheinbar in der Tradition der Minimal Art: Die Repetition der Form und Proportion ist für sie nicht konzeptueller, sondern physischer und meditativer Natur. Im Herstellungsprozess findet die Künstlerin ihre Kontemplation, die sich aus der Vor- und Rückwärtsbewegung bei der Bearbeitung der Form ergibt. Dennoch ist der Einfluss des Wegbereiters der Konkreten Kunst, Kasimir Malewitsch, in ihrem Œuvre unverkennbar, der sich nicht nur in der Reduktion auf die Grundform des Quadrats und die Farben Schwarz und Weiß – vergleichbar dem Schwarzen Quadrat auf weißem Grund von 1915 – niederschlägt. In ihren Zeichnungen wie auch im skulpturalen Werk ist die Spannung zwischen Raum und Form für York ebenso wesentlich. Dabei sind die Suche nach der symmetrischen Form in leichter Verzerrung und die dezentrale Platzierung bestimmend für ihr Schaffen. Yorks Arbeiten sind über eine Art „Meditation“ der Kräfte fassbar, in welcher ihre Masse, die Schwerkraft und der Raum eine Einheit bilden. Diesen Kräften ist ebenso der Betrachter ausgesetzt, der in der Bewegung um die Werke herum gleichsam von diesen abgewiesen wie angezogen wird.

Dank einer Schenkung ist Susan York seit 2015 mit zwei Arbeiten in der Stiftung für Konkrete Kunst und Design Ingolstadt vertreten.